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Sagenhafte Rundfahrt
Tourismus. Hexen, Geister und der Bopp von Broich: Die MST zeigt die Stadt jetzt von ihrer sagenhaften Seite.
Warum steigt man an einem sonnigen Sonntagnachmittag in einen Bus, um mit der MST auf Stadttour zu gehen? "Ich wohne zwar in Broich. Doch vom Bopp von Broich habe ich noch nie etwas gehört und den will ich heute kennen lernen",
erklärt Krista Jauernig ihre Motivation. Schon bei früheren Stadtführungen der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus-Gesellschaft ist sie immer wieder auf interessante Details im Stadtbild gestoßen, "an denen man sonst achtlos vorbeigeht".
An diesem Nachmittag fahren rund 20 interessierte Zeitreisende auf den Spuren von Sagen, Mythen und Hexen von Broich nach Kettwig und wieder zurück. Kurzweilig und amüsant kredenzt Stadtführer Stephan Haas seinen wissbegierigen Zuhörern nicht nur
historische Daten und Fakten, sondern auch Sagenhaftes aus Mülheims grauer Vorzeit. Wie beim Lotto heißt es bei Letzterem: Alle Angaben ohne Gewähr.
Bürger und Bauern ausgepresst
So hört man am Schloss Broich zum Beispiel vom grausamen Amtmann Bopp, der Broicher Bürger und Bauern zusammen mit den durchziehenden Heeren des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) ausgepresst und zu Frondiensten gezwungen haben soll. Haas erzählt dort
aber auch die Geschichte des brutalen Burgherrn, der im 13. Jahrhundert einen Boten der Essener äbtissin von seinen Wolfshunden zu Tode hetzen ließ, weil dieser ihn mahnen sollte, nicht weiter in den wildreichen Waldungen seiner Herrin zu jagen.
Brutal und historisch belegt ist der tragische Tod des Broicher Grafen Wirich VI. von Daun-Falkenstein, der als Oberhaupt der Niederrheinischen Protestanten 1598 von spanischen Truppen ermordet wurde.
Gespenstische Geschichten ohne Anspruch auf geschichtliche Relevanz hörten die Stadttouristen in Saarn, wo einst verstorbene Nonnen aus ihren Gräbern auferstanden sein sollen, um zur mitternächtlichen Geisterstunde die Messe zu feiern.
Historisch belegt ist dagegen der drei Zentner schwere Bauer, der um 1800 am Mintarder Ruhrdamm gelebt hat und auf den der bis heute geläufige Gaststättenname Dicken am Damm zurückgeht.
Erstarrte Schafsdiebe
In Mintard hören wir vom Schäfer von Kamp, der Schafsdiebe erstarren lassen konnte und am Kettwiger Schloss Hugenpoet vom 1967 verstorbenen Schauspieler Paul Henckels, der ("Watt is enne Dampfmaschin?") in der
"Feuerzangenbowle" den Professor Bömmel spielte und seine letzten Lebensjahre auf Hugenpoet verbrachte.
Und am Speldorfer Wald erfährt man dann auch noch, dass dort, wo 1906 das Ausflugslokal Wolfsburg (heute Katholische Akademie) errichtet wurde, noch bis weit ins 19. Jahrhundert Wölfe lebten.
Von diesem historischen Fakt, angereichert durch das Erweckungeerlebnis, das Gerhard Tersteegen im frühen 18. Jahrhundert dort hatte, schlägt Stadtführer Haas dann noch den Bogen zur grausigen Geschichte von den 13 Speldorfer "Hexen".
Der Sage nach soll es sich dabei um Frauen gehandelt haben, die sich mit einem bösartigen Gastwirt eingelassen hatten und von diesem als Hexen denunziert wurden, als dieser seiner Frauengeschichten überdrüssig geworden war.
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